Alles nur ein großer Schwindel? (Wissens–)Soziologische Perspektiven auf den Klimaskeptizismus

Von Dominik Schreiber

Seit einigen Jahren sind intensivierte Bemühungen zu verzeichnen, den in den USA etablierten Klimaskeptizismus1 auch hierzulande gesellschaftlich salonfähig zu machen. Insbesondere auf dem Markt populärwissenschaftlicher Sachbücher und in der Blogosphäre des Internets ist eine rege publizistische Aktivität klimaskeptischer Autoren registrierbar. Im Fokus der Kritik steht häufig das Intergovernemental Panel on Climate Change (IPCC), welches allgemein auch als UN-Weltklimarat bezeichnet wird. So behauptet beispielsweise der Wissenschaftsjournalist Kurt G. Blüchel in seinem Sachbuch Der Klimaschwindel:

Die internationale Loge honoriger Klimaexperten hat mit einer verblüffenden Hartnäckigkeit die Illusion verbreiten können, dass die Gestaltung des Klimas künftig in der Hand des Menschen liegt. Die mit Sorgfalt ausgewählten Mitglieder dieses UN-Klimazirkus sind von einem leidenschaftlichen Sendungsbewusstsein erfüllt. Nur ist, was sie weltweit verkünden, nach den Regeln physikalischer Gesetzmäßigkeiten und der blinden Kräfte der Natur schlicht weg falsch. Und damit eine grandiose Irreführung von Politik und Gesellschaft. (Blüchel 2007: 103)

Blüchel ist Teil jener Diskursphalanx aus selbst ernannten Klimawissenschaftlern, Journalisten, Politikern und sonstigen Aktivisten, die sich innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte in Deutschland formiert hat. Diese Klimaskeptiker bemühen sich, in der öffentlichen Klimadebatte Gegenstandpunkte zu den etablierten wissenschaftlich fundierten Positionen einzunehmen. Die globale Erwärmung finde gar nicht statt, oder sie sei zumindest nicht menschengemacht, sondern zum Beispiel durch Sonnenaktivitäten hervorgerufen. Auch sei eine Erwärmung keinesfalls eine Gefahr für die Menschheit, sondern hätte eher positive Effekte, wie etwa ein milderes Klima im Norden Europas, so dass man Wein in Skandinavien anbauen könne. Deshalb seien die haltlosen Behauptungen des IPCC nur ein großer Schwindel, ein Machtinstrument, um die Bevölkerung in Panik zu versetzen, um Abgaben zu kassieren und um sich Forschungsgelder zu sichern.

Alles nur ein großer Schwindel – der Titel dieses Aufsatzes ist jedoch doppeldeutig zu verstehen. Der Slogan lässt sich nämlich ebenso ummünzen und auf die Fraktion der Klimaskeptiker selbst übertragen: Klimatologen wie etwa Stefan Rahmstorf treten Skeptikern mit dem Vorwurf entgegen, sie beabsichtigten mithilfe von „abstrusen Falschaussagen und Bauernfängerargumenten“ (Rahmstorf 2007: 911) eine gezielte „Desinformation“ (Rahmstorf 2007: 896) der Öffentlichkeit und betrieben Lobbyismus im Dienste von Unternehmen wie beispielsweise ExxonMobil (Union of Concerned Scientists 2007; Rahmstorf 2007: 896). Um dem entgegenzuwirken, setzen sich Rahmstorf und Kolleg*innen mit den Behauptungen der Klimaskeptiker auseinander und versuchen, in akribischer Kleinarbeit die Scheinargumentationen zu entlarven (Rahmstorf 2005).

Damit sind die zwei oppositionellen Pole der Auseinandersetzung skizziert. Doch wie steht es um die öffentliche Meinung in Deutschland? Gelingt es den Klimaskeptikern, die Menschen für ihre Positionen zu gewinnen? Eine 2011 durchgeführte repräsentative Telefonumfrage mit 3.000 Teilnehmenden kommt zu einem recht eindeutigen Ergebnis: Im Gegensatz zum anglo-amerikanischen Raum sind klimaskeptische Haltungen in der deutschen Bevölkerung nur marginal verbreitet. „To date, public skepticism has not become a mainstream phenomenon in Germany.“ (Engels et al. 2013: 1025), können die Autor*innen der Studie konstatieren.

Ein etwas anderes Bild zeichnet eine vom Nachrichtenmagazin Der Spiegel in Auftrag gegebene Infratest-Studie von 2010. Zwar halten laut dieser Telefonumfrage 66 Prozent der Deutschen die Prognose einer langfristigen Erderwärmung für zuverlässig, und nur 31 Prozent teilen diese Einschätzung nicht. Aber persönlich Angst vor dem Klimawandel haben nur 42 Prozent, und damit im Vergleich zum Jahr 2006 20 Prozent weniger Menschen. Leichte klimaskeptische Tendenzen lassen sich hier also gewissermaßen ablesen (Spiegel-Umfrage 2010).

Nicht nur in Anbetracht dieser divergierenden Ergebnisse sollte klar sein, dass erstens die weitere Beobachtung des öffentlichen Meinungsbildes eine wichtige soziologische Aufgabe darstellt. Auch wenn in Deutschland ganz offensichtlich noch keine us-amerikanischen Verhältnisse herrschen, ist es ratsam, die weitere Entwicklung im Blick zu behalten. Einhergehend damit muss zweitens auch die deutsche Medienlandschaft untersucht werden – welche Darstellungsweisen und Konjunkturen des Klimaskeptizismus lassen sich hier feststellen? Größtenteils herrscht hier zwar eine eher kritische Berichterstattung vor, die sich darum bemüht, die Verbindungen zwischen Klimaskeptikern, konservativen Think Tanks und Industriekonzernen aufzuzeigen (Rubner 2010; Blasberg, Kohlenberg 2012). In nicht wenigen Fällen aber haben die Medien klimaskeptischen Positionen auch ein Forum geboten. So strahlte der Fernsehsender RTL bereits 2007 im Spätprogramm eine deutsche Version des höchst umstrittenen britischen Dokumentarfilms The Great Global Warming Swindle (Durkin 2007) aus. Die BILD-Zeitung wartete 2012 mit einer dreiteiligen Artikelreihe über Die CO2-Lüge auf (Weber 2012; Vahrenholt, Lüning 2012b; Vahrenholt, Lüning 2012c), in welcher die klimaskeptischen Autoren Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning für ihr Buch Die kalte Sonne werben konnten (Vahrenholt, Lüning 2012a). Tillmann Hornschuh verzeichnet für die FAZ im Zeitraum von 1993 bis Mitte 1995 circa vierzig Artikel unter einigen Hundert, in denen Klimaskeptiker zu Wort kommen (Hornschuh 2007: 151). Drittens sollte auch das undurchsichtige klimaskeptische Netzwerk selbst in den Fokus einer machtsoziologischen Betrachtung gerückt werden. Hier gilt es, die Verästelungen und Verbindungen der Skeptiker in die Wirtschaft, die Politik, den Journalismus, das Bildungswesen und in andere gesellschaftliche Bereiche aufzuzeigen. Einen aktuellen Überblick für Deutschland liefert hierzu etwa der Politikwissenschaftler Achim Brunnengräber (2013). Die USA betreffend ist die Forschung bereits weiter fortgeschritten, hier sind insbesondere die Arbeiten von Aaron M. McCright und Riley E. Dunlap anzuführen (2011; 2010; 2003).

Doch damit ist das denkbare Betätigungsspektrum der Soziologie in Sachen Klimaskeptizismus noch nicht erschöpft. Neben den zuvor genannten Ansatzmöglichkeiten existiert noch eine weitere Untersuchungsdimension, die speziell nach einer wissenssoziologischen Ausrichtung verlangt und bisher ein Forschungsdesiderat geblieben ist. Dieser Zusammenhang soll folgend näher erläutert werden.

Zunächst ist zu bedenken, dass die Debatte um den Klimawandel ein geradezu fundamentales Problem der Wissensgesellschaft offenbart: Auf Seiten der Naturwissenschaften wird ein hoch brisantes Wissen gewonnen, das weitreichende Konsequenzen für die Gegenwart und Zukunft der gesamten Weltgesellschaft reklamiert. Die klimatologischen Erkenntnisse verweisen auf die zutiefst fragwürdige Grundstruktur einer auf fossilen Energien basierenden (kapitalistischen) Gesellschaft und stellen dieses Modell in Frage. Aber das klimatologische Wissen ist gleichermaßen äußerst kompliziert und voraussetzungsreich. Es ist schlicht und ergreifend zu komplex, um es detailliert mit Erfolg in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit kommunizieren zu können. Selbst gebildeten und motivierten Laien ist es nahezu unmöglich, den jeweiligen Argumentationsketten in allen nötigen Feinheiten zu folgen. Die Hiobsbotschaft der drohenden Klimakatastrophe wird deshalb von der Allgemeinheit zwar zur Kenntnis genommen, das dahinter stehende Fachwissen bleibt jedoch unverständlich und nicht nachvollziehbar. Diese kommunikative Schwachstelle, und hier wird es wissenssoziologisch interessant, eröffnet der klimaskeptischen Gegenseite einen Ansatzpunkt, den sie ausnutzen kann. Sie versucht sich genau in diesem Vakuum des allgemein Intelligiblen zwischen klimatologischem Fachwissen und begrenzter öffentlicher Verständnisfähigkeit festzusetzen. Deshalb müssen die klimaskeptischen Argumentationen auch keiner strengen naturwissenschaftlichen Überprüfung standhalten, zumindest nicht in erster Linie. Sie müssen nur, quasi als Wissenschaftsmimikry, gegenüber dem Laienpublikum überzeugend wirken. Der eigentliche Adressat klimaskeptischer Kommunikation ist also so gesehen keinesfalls die Wissenschaft, sondern vielmehr die Öffentlichkeit.

Nun steht aber nicht nur der Alltagsmensch vor einem Verständnisproblem, will er oder sie die Aussagen der Klimatologie nachvollziehen. Auch als fachfremde(r) Sozial- und Geisteswissenschaftler*in hat man mit denselben Schwierigkeiten umzugehen.2 Pointiert zugespitzt führt dies in ein Dilemma: Darf man als Soziolog*in etwas, das man im Rahmen der eigenen Fachkenntnisse nur beschränkt in seiner eigentlich angemessenen Tiefe verstehen kann, trotzdem zur eigenen Forschungsgrundlage machen? Oder muss man hier konsequenterweise eine in diesem entscheidenden Punkt indifferente Haltung einnehmen, womit zwei schwerwiegende Konsequenzen verbunden wären: Erstens müsste man dann im Rahmen seiner soziologischen Analyse ohne die naturwissenschaftlich postulierte Wirklichkeitsbasis des anthropogenen Klimawandels auskommen. Zweitens würde man damit auch das entscheidende Bewertungskriterium verlieren, um die klimaskeptischen Argumente als Wissenschaftsmimikry betrachten zu können. Hier tut sich also eine erkenntnistheoretische Weggabelung auf. Zunächst soll der Weg der indifferenten Option weiterverfolgt werden, um dann kritische Einwände zu erheben.

Um eine derartige Position gegenüber der Klimadebatte zu gewinnen, bietet sich ein neuerer Ansatz aus der Konspirationsforschung an. Andreas Anton, Michael Schetsche und Michael K. Walter plädieren für eine wissenssoziologische Neujustierung der Soziologie des Verschwörungsdenkens, so der Untertitel ihres 2014 erschienenen Sammelbands Konspiration (Anton et al. 2014). Darin kritisieren sie die grundlegend normative, abwertende Haltung, die kennzeichnend für die meisten bisherigen Untersuchungen von Verschwörungstheorien sei. A priori werde davon ausgegangen, dass derartige Weltbetrachtungen auf einer prinzipiell falschen und paranoiden Wahrnehmung des Gedeuteten beruhten. So bezeichnet beispielsweise Daniel Pipes eine Verschwörungstheorie genuin als „eine real nicht existente, aus Angst befürchtete Verschwörung.“ (Pipes 1998: 45). Deshalb werden Verschwörungstheorien, so die weiterführende Kritik von Anton, Schetsche und Walter, häufig als kollektiv pathologische Wahnvorstellungen begriffen. Es herrsche die Sichtweise einer „Trias der Mangelhaftigkeit“ vor, bestehend aus „Unwahrheit, Krankhaftigkeit und Gefährlichkeit.“ (Anton et al. 2014: 12). Damit beginge man jedoch einen eklatanten Fehler: Man würde eine Vorstellung, die eigentlich nicht dem wissenschaftlichen Diskurs entstamme, unreflektiert in diesen einführen. Im öffentlichen Diskurs habe der Begriff Verschwörungstheorie nämlich eine diffamierende Funktion, er sei „selbst immer auch Teil des Kampfes um die Definitionsmacht über soziale Wirklichkeit.“ (Anton et al. 2014: 12). Aus diesem Grunde dürfe man jene abwertende Vorstellung nicht unreflektiert in den wissenschaftlichen Diskurs übernehmen. Um einer solchen Involviertheit zu entgehen, schlagen Anton, Schetsche und Walter einen alternativen Ansatz vor, der sich durch Unvoreingenommenheit und Neutralität auszeichnen soll. Anstatt den Wahrheitsgehalt einer Verschwörungstheorie per se in Abrede zu stellen, wird eine Skala mit den zwei Polen Orthodoxie und Heterodoxie eingeführt. Auf dieser Skala lassen sich alle Erklärungsversuche von gesellschaftlichen Ereignissen einordnen, die auf der Vermutung einer Verschwörung basieren. Orthodoxe Verschwörungstheorien wären allgemein anerkannte Erklärungen, und heterodoxe Verschwörungstheorien wären abweichende, nicht oder noch nicht etablierte Erklärungen (Anton et al. 2014: 13ff.).

Inwiefern läßt sich nun dieser Ansatz auf die Klimadebatte übertragen? Hier würde die Diskurskoalition des Klimaskeptizismus selbstverständlich als eine heterodoxe Verschwörungstheorie firmieren. Ihr Vorwurf nämlich, der IPCC und die internationale Politik betrieben eine bewusste Täuschung der Menschen, um Forschungs- und Steuergelder abzukassieren, ist zumindest in Deutschland nicht gesellschaftlich anerkannt. Die Gegenseite der etablierten Klimaforschung würde hingegen primär nicht in die Skala von Orthodoxie und Heterodoxie fallen, da die Warnung vor der menschlich verursachten Erderwärmung zunächst überhaupt keine Verschwörungsannahme impliziert. In sekundärer Hinsicht stellt es sich jedoch anders dar. Denn der Vorwurf, dass hinter den Klimaskeptikern die Industrie als Strippenzieher und Geldgeber stehe, lässt sich wiederum ebenfalls als eine Verschwörungstheorie begreifen, die auf der Skala eher in der Nähe des Orthodoxiepols anzusiedeln ist.

Dieser Ansatz verspricht also, mit seiner Hilfe eine wissenssoziologisch neutrale Position gegenüber der Klimadebatte einnehmen zu können. Das obige Verständnisproblem wäre damit gelöst, oder genauer, es wäre umgangen. Dennoch ist diese Lösung nicht gänzlich überzeugend, da sich zwei maßgebliche Einwände gegen sie vorbringen lassen.

Erstens: Der skizzierte Ansatz geht quasi davon aus, dass die jeweiligen Kommunikatoren einer Verschwörungstheorie selbst von dieser überzeugt sind und ihre Geschichte in redlicher Absicht vortragen. Mit dieser impliziten Annahme wird aber ein entscheidender Punkt übersehen. Verschwörungstheorien werden häufig strategisch eingesetzt und instrumentalisiert, um einen unliebsamen Gegner zu diskreditieren. Und genau dieser kalkulierte Einsatz einer Verschwörungstheorie findet allem Anschein nach in der Klimadebatte statt. Es gibt hier nämlich, das gilt insbesondere für die USA, durchaus Beweise, anhand derer man die lobbyistische Grundausrichtung der Klimaskeptiker sowie deren Verbindungen zu bestimmten Konzernen und konservativen Think Tanks aufzeigen kann (McCright, Dunlap 2011; McCright, Dunlap 2010; McCright, Dunlap 2003). Die Lobbyistenkarriere eines Fred S. Singers ausgehend von der Tabakindustrie bis hin zur zur fossilen Energiewirtschaft lässt sich beispielsweise nachzeichnen (Oreskes, Conway 2010). Man muss hier also eine gewisse Evidenz in Rechnung stellen.

Daran lässt sich ein weiterer Gedankengang anschließen, der kurz angerissen werden soll, bevor der zweite Kritikpunkt formuliert wird. Die strategische Stoßrichtung des Klimaskeptizismus und seiner Verschwörungstheorie gewinnt nämlich an Kontur, wenn man sich das Weltbild des anthropogenen Klimawandels vergegenwärtigt, und zwar insbesondere in dessen Bedeutung als gesellschaftliche Selbstbeschreibungssemantik. Begriffen als ein soziales Narrativ birgt der Klimawandel nämlich ein nicht unerhebliches Potenzial, globale Solidarität zu stiften und eine Weltgemeinschaft entstehen zu lassen.3 Bedroht durch die globale Erwärmung wird das gesamte Leben auf der Erde, so die Kernbotschaft. Dem Menschen kommt in dieser kollektiven Erzählung eine gleich dreifache Rollenbesetzung zu: Er ist Täter als Verursacher des Klimawandels, gleichzeitig ein Opfer seiner eigenen Untaten, und auch der potenzielle Held, der qua nachhaltiger Verhaltensänderung die Welt vor dem Untergang bewahren kann. Aufgrund dieser triadischen Konstellation vermag es das Klimanarrativ, die Menschheit zu einer globalen politischen Solidargemeinschaft zusammenzufügen, indem die Menschen aller Erdteile, Länder, Kulturen und Religionen auf ein gemeinsames lebensnotwendiges Ziel eingeschworen werden: die Abwendung der anthropogenen Klimakatastrophe. Der Feind, der nach Carl Schmitt eigentlich immer nötig ist, um eine politische Gruppe zu formieren (Schmitt 1963: 54), wird hier also entpersonalisiert, als klimaschädliches Verhalten abstrahiert und globalisiert (Schreiber 2014).

Vor diesem Hintergrund ist nun das Aufkommen des Klimaskeptizismus zu betrachten, welcher als ein antisolidarischer Gegenstoß erscheint, als ein mit Jürgen Habermas gesprochenes Gegenprojekt zur Moderne. In dieses Bild passt beispielsweise das von Skeptikern vorgetragene Argument, dass eine globale Erwärmung positive regionale klimatische Veränderungen innerhalb der USA oder wahlweise Europas zur Folge hätte und deshalb eigentlich begrüßenswert sei. Was in anderen Regionen der Welt an negativen Konsequenzen zu befürchten oder sogar bereits eingetreten ist, erscheint aus dieser antisolidarischen Perspektive als unwichtig, denn sie ist dem nationalen Containerdenken verpflichtet.4

Betrachtet man zudem die Welt unter dem gesellschaftstheoretischen Paradigma der Reflexiven Moderne (Beck 1986; Beck 1993), so gewinnt die „denial machine“ (McCright, Dunlap 2011: 144; Begley 2007) des Klimaskeptizismus noch eine weitere bedeutende Kontur.

Reflexiv wird die Moderne nach Ulrich Beck in dem Sinne, dass sie sich ihrer ökologischen Selbstzerstörungstendenzen bewusst wird. Als Konsequenz daraus beginnt sie, ihre bisherige Leitidee eines stetig voranschreitenden ökonomischen Wachstums – auf industrieller Produktion basierend – kritisch zu hinterfragen. Vor diesem Hintergrund entpuppt sich das klimaskeptische Netzwerk als eine Verteidigungsinstanz der alten, nichtreflexiven Moderne, als eine Bastion konservativer Anti-Reflexivität (McCright, Dunlap 2010), die an der Nutzung fossiler Energieträger festhalten möchte.

Diese Gedanken verdienten freilich eine weiterführende Vertiefung, nun soll jedoch der zweite Einwand formuliert werden. Jener richtet sich allerdings nicht direkt gegen die von Anton, Schetsche und Walter betriebene Neujustierung der Konspirationsforschung, sondern geht noch einen Schritt zurück und setzt am zuvor unterstellten Verständnisproblem an. Diese These ist nämlich gewissermaßen zu relativieren und sollte ein wenig entschärft werden. Denn genau betrachtet ist es durchaus möglich, auch als Lai/in beziehungsweise Soziolog*in gewisse argumentative und strategische Züge der Klimadebatte zu verstehen. Das gilt selbstverständlich nicht für die Tiefen des klimatologischen Fachwissens, aber die Kniffe und Schwachstellen in den Argumentationen der Klimaskeptiker erschließen sich auch einer Nicht-Fachfrau oder einem Nicht-Fachmann. So ist schon allein die Tatsache aussagekräftig, dass es die Publikationen von Skeptikern nahezu ausschließlich in der Regel nicht bis in die seriösen naturwissenschaftlichen Fachzeitschriften schaffen, weil sie das Peer-Review-Verfahren nicht überstehen. Weiterhin verfängt die Beobachtung, dass es sich bei den Skeptikern zwar häufig um (emeritierte) Naturwissenschaftler handelt, diese jedoch keine spezifisch ausgewiesenen Klimaexperten sind, sondern sich primär in anderen Fachgebieten bewegt haben. Man erkennt das beispielsweise an der Zusammensetzung des klimaskeptischen Vereins E.I.K.E., des Europäischen Instituts für Klima und Energie, in dessen Fachbeirat „ein Materialforscher, ein Radiologe und ein Elektronikspezialist sitzen.“ (Rubner 2010). Darauf angesprochen, kann der Pressesprecher von E.I.K.E., der emeritierte Physiker Horst-Joachim Lüdecke, nur mit einer amüsanten Tautologie antworten: „ ‚Wir brauchen keine Klimaforscher’, sagt Lüdecke, schließlich gebe es keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass CO2 die Atmosphäre aufheizte.“ (Rubner 2010).

Auch lassen sich bestimmte unredliche Argumentationsstrategien der Skeptiker erkennen, ohne dass man den jeweils verhandelten Inhalt bis ins kleinste fachliche Detail nachvollziehen können muss. So findet sich beispielsweise auf der Internet-Seite klimafakten.de eine kritische Analyse des klimaskeptischen Sachbuchs Die kalte Sonne von Vahrenholt und Lüning, in der bestimmte optische Tricksereien in Grafiken und irreführende Quellenzitationen aufgezeigt werden (Redaktion Klimafakten.de 2012). Zudem sind die Ergebnisse von Metastudien zu berücksichtigen, die den eindeutigen Konsens innerhalb der Klimatologie über die menschengemachte Erderwärmung bezeugen (Oreskes 2004; Cook et al. 2013).

All dies spricht also eher dafür, Klimaskeptizismus nicht als eine tadellos naturwissenschaftlich argumentierende Diskursformation zu betrachten, sondern als einen strategischen, lobbyistisch fundierten Weltentwurf, der eine ökologisch bedenkliche Botschaft in die Öffentlichkeit trägt: Alles kann so bleiben, wie es ist. Wir müssen unseren auf fossilen Energien basierenden Lebensstil nicht ändern.

Die etablierte Klimaforschung, allen voran sicherlich Rahmstorf, begegnet dieser gesellschaftlichen Semantik auf eine vornehmlich inhaltsbezogene Art und Weise: Die Argumente der Skeptiker werden einer Kritik unterzogen, um ihre Schwachstellen, Fehler und Tricksereien aufzuzeigen. Das ist sicherlich richtig und nötig, greift aber etwas zu kurz: Klimaskeptiker sind Merchants of Doubt, Händler des Zweifels, wie Naomi Oreskes und Erik M. Conway sie bezeichnen (Oreskes, Conway 2010). Ihr Adressat ist die Öffentlichkeit, und um diese kommunikativ zu erreichen, setzen Klimaskeptiker auf diverse rhetorische Strategien. So lancieren sie beispielsweise ein spannendes Verschwörungsnarrativ, wonach der anthropogene Klimawandel nur eine von Wissenschaft und Politik kolportierte Lüge sei, um Macht über die Bevölkerung ausüben zu können.5

Im Zuge des klimaskeptischen Verschwörungsnarrativs kommen häufig zwei spezifische Metaphernkomplexe zum Einsatz, um die Gegenseite zu diffamieren: Erstens eine politische Metaphorik des linken Totalitarismus (Ökodiktatur, Ökoterror, Gefahr einer grünen Revolution von links), und zweitens eine Metaphorik des religiösen Fundamentalismus (Klimakreuzzug, Klimafanatiker, Katastrophenpropheten, Klimapapst). Insbesondere die religiöse Spielart des Narrativs steht dabei in einem logischen Widerspruch zum Vorwurf der Verschwörung. Entweder man engagiert sich aus tiefer Glaubensüberzeugung für eine Sache, oder aber man handelt einem strategischen Kalkül folgend.

Auch bemühen sich Klimaskeptiker, die negative Vorstellung vom Klimakiller CO2 diskursiv umzucodieren in das positive Bild eines lebensspendenden Elements (Blüchel 2007: 48ff.; Küppers 2005). Es werden folglich die im öffentlichen Klimadiskurs etablierten Metaphern und Kollektivsymbole aufgegriffen und umgedeutet, um sie für die Ziele der Klimaskeptiker zu nutzen. Der eingangs zitierte Blüchel argumentiert beispielsweise, dass die faktische Notwendigkeit von Gewächshäusern in der Pflanzenzucht den untrüglichen Beweis erbringe, dass die Atmosphäre selbst nicht als globales Gewächshaus fungieren könne. „Weil die irdische Atmosphäre eben nicht die Funktion eines Glasdaches hat, muss der Mensch Gewächshäuser bauen, wenn er Wärme liebende Pflanzen außerhalb ihrer natürlichen Wachstumsperiode beziehungsweise außerhalb ihrer angestammten Heimat züchten will.“ (Blüchel 2007: 89). Blüchel schließt hier also an die allseits geläufige Metapher des globalen Treibhauses an und vollzieht dabei einen Trick: Stillschweigend wechselt er von der metaphorischen auf die wortwörtliche Sinn-Ebene und hängt seine Argumentation an die quasi alltägliche Evidenz von realen Gewächshäusern. Rhetorische Strategien wie diese sollten im Rahmen einer wissenssoziologischen Auseinandersetzung mit den Semantiken des Klimaskeptizismus kritisch untersucht werden. Es gilt also, einen Beitrag soziologischer Aufklärung zu leisten.

Literaturverzeichnis

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1 Der Begriff Klimaskeptizismus ist mit einer gewissen Vorsicht zu behandeln, da er eine Selbstbeschreibung seiner Vertreter darstellt. Offenkundig soll hier der Eindruck vermittelt werden, es werde wissenschaftlich redlicher Skeptizismus im Sinne eines Abwägens sachlicher Argumente und eines Vergleichs unterschiedlicher Perspektiven betrieben. Dies erweist sich jedoch als problematisch (Brunnengräber 2013: 11f.; Rahmstorf 2007: 898f.), so dass beispielsweise Aaron M. McCright und Riley E. Dunlap deshalb anstatt von Skepticism von Organized Climate Change Denial sprechen (McCright, Dunlap 2011). Dennoch werden hier die Begriffe Klimaskeptizismus und Klimaskeptiker verwendet, da sie sich in dieser Form im öffentlichen Diskurs etabliert haben. Die Beschränkung auf das männliche grammatische Geschlecht ist durchaus angebracht, da die Riege der Klimaskeptiker offenbar ausschließlich aus Männern zu bestehen scheint (Brunnengräber 2013: 7).

2 Es passt hier gewissermaßen ins Bild, dass in einem Handbuchbeitrag zum Zusammenhang von Wissensgesellschaft und Ökologie das Beispielthema Klimawandel explizit aufgrund seiner Komplexität gemieden wird (Lehner 2010: 274). Auch bei einer interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Natur- und Geisteswissenschaften zum Klimawandel, wie sie Olga Rösch jüngst vorgeschlagen hat (Rösch 2013), wäre dieses Verständnisproblem zu berücksichtigen.

3 Zum Narrativ der globalen Gerechtigkeit und seinem Streben nach globaler Solidarität siehe Schreiber (2015).

4 Als besonders gefährdet gelten etwa die so genannten Small Island Developing States, die nicht nur von einem Ansteigen des Meeresspiegels existenziell bedroht sind, sondern bereits jetzt mit zunehmenden Naturkatastrophen wie Wirbelstürmen und Überschwemmungen konfrontiert werden (Alliance of Small Island States (AOSIS): http://www.aosis.org (letzter Aufruf 26. Mai 2015)).

5 Hier klingt übrigens in gewisser Weise ein weitaus älteres und ungemein erfolgreicheres Verschwörungsnarrativ an: der Vorwurf des sogenannten Priesterbetrugs, mit dem die Verfechter/innen der Aufklärung im 18. Jahrhundert Front gegen die Kirche machten. Sie prangerten die Religion als ein Machtinstrument der geistlichen Obrigkeit an, das angeblich bewusst zur Irreführung, Unterdrückung und Ausbeutung des Volkes eingesetzt wurde (Knoblauch 2014: 26ff.).

Dominik Schreiber (Jahrgang 1978) ist Projektmitarbeiter am Kommunalen Integrationszentrum der Stadt Hagen. Er studierte Deutsche Philologie, Soziologie und Politikwissenschaft an der WWU Münster (Magister Artium) und promovierte 2013 an der Universität Mannheim mit einer Arbeit zu den Narrativen der Globalisierung. Im Anschluss führte er dort von 2013 bis 2017 am Research and Study Centre „Dynamics of Change“ in der Forschergruppe „Kulturen der Nachhaltigkeit“ ein Projekt zu den narrativen Strukturen des Klimawandeldiskurses durch.

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