Artefakt und Utopie

„Planet B“ nennt sich eine internationale Gruppenausstellung im NRW-Forum in
Düsseldorf, die noch bis zum 21. August zu besichtigen und eigentlich mehr eine Werkstatt,
ein Projekt ist als eine klassische Ausstellung. Mehr als 25 Künstler, Designer,
Wissenschaftler und Architekten präsentieren ihre Ideen und Reflexionen einer anderen
und besseren Welt.

Ob Gegenentwürfe zur derzeitigen Polizeiuniform, Aktionskunst im urbanen Raum
oder spirituelle Naturerfahrung: Der Versuch, unsere (Wunsch-) Vorstellungen einer
Zukunftswelt visualisierbar, erlebbar und kommunizierbar zu machen, zieht sich als
Leitmotiv durch die Ausstellung. Die Umsetzung dieses Versuchs gelingt mal eher
spielerisch, mal überaus ernstvoll, zuweilen auch eher rätselhaft – und im Ergebnis
zumeist offen. Denn Besucher und interessierte Künstler werden eingeladen, sich
etwa in einer als „Raumstation“ – Jules Verne hätte seine Freude daran gehabt –
inszenierten Werkstatt zu beteiligen.

Und erst dann, durch das eigene Mit-Denken und Mit-Gestalten dürfte sich auch der
Gehalt und „Ertrag“ dieses Projekts zeigen. Man muss sich eben darauf einlassen.
Wenn man, wie ich, als normaler Ausstellungsbesucher durch die Exponate flaniert,
dann sind es doch eher die humorvollen Exponate, bei denen man verharrt und die
im Gedächtnis bleiben. So etwa der „Fence Hack“ des amerikanischen Künstlers
Brad Downey, der durch in Zäune „gehackte“ Löcher andersartige Bilderrahmen und
Bilder entstehen lässt und dadurch neue Durchblicke ermöglicht.

Ausstellungsansicht Planet B: Quatschmobil, Atelier fuer Sonderaufgaben mit Alain Bieber / NRW-Forum Duesseldorf, Foto B. Babic

Ausstellungsansicht Planet B: Quatschmobil, Atelier fuer Sonderaufgaben mit Alain Bieber / NRW-Forum Duesseldorf, Foto B. Babic

Oder das „Quatschmobil“ des Schweizer „Ateliers für Sonderaufgaben“: Das Quatschmobil, so
die Selbstbeschreibung, nimmt auf seinen Fahrten durch die Stadt umsonst
Fahrgäste mit, solange diese „quatschen“. Sobald miteinander gesprochen wird, fährt
das Auto, wenn nicht, bleibt es stehen. „Das gesprochene Wort wird zum Treibstoff
und zum Kapital. Pro gefahrene 10 Kilometer werden zufällige Aktionen im
öffentlichen Raum ausgelöst, wie zum Beispiel ein kostenloser Haarschnitt, eine
Schuhreparatur oder eine Pizza.“

Kommunikation als Währung für Mobilität und
Versorgung – in der Tat eine schöne Idee.

Friedrich Hagedorn

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