Bauhaus, Utopie und Bildung
Vom Bauhaus hörte ich zum ersten Mal, als ich Anfang der 1990er Jahre in Mainz Theaterwissenschaft studierte. Da ging es um Werner Gropius, Oskar Schlemmer und Lothar Schreyer, die in der historischen Avantgarde wichtige neue Impulse für Bühnenkonzepte gegeben haben. Die Bühne wurde so wichtig, dass der Schauspieler nur noch ein Element unter vielen wie Ton, Licht, Farbe, Raum und Bewegung war. Das zeigte sich bereits in Oskar Schlemmers „Triadisches Ballett“ von 1912, also sieben Jahre bevor das Bauhaus 1919 eröffnet wurde. Nächste Woche werde ich das in Gera sehen. Ich bin sehr gespannt.
Warum ich das erzähle? Weil anlässlich 100 Jahre Bauhaus sehr viele Veranstaltungen stattfinden (wie das Triadische Ballett) und das Haus der Kulturen der Welt in Berlin in Kooperation mit dem Goethe-Institut und der Stiftung Bauhaus Dessau ein riesiges globales Projekt, bauhaus imaginista, entwickelt hat. Letzte Woche fand die Pressekonferenz statt. Was Intendant Bernd Scherer zu Beginn sagte und was auch in den folgenden Reden von Johannes Ebert (Generalsekretär Goethe-Institut), Hortensia Völckers (Vorstand / Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes), Claudia Perren (Direktorin und Vorstand der Stiftung Bauhaus Dessau) und nicht zuletzt den Kurator*innen Marion von Osten und Grant Watson ebenfalls immer wieder zum Ausdruck kam, ist dass das Bauhaus ein transkulturelles, globales und sehr heterogenes Phänomen war, mit einer „gelebten Weltoffenheit“. Die bildete die Basis, um die Gesellschaft(en) mit Objekten zu verändern und dabei neue Formen der Technologisierung einzusetzen. Wesentlich war bei alldem die Entwicklung einer neuen Kunstausbildung.

Das wäre ein Zugang, wie wir uns heute mit dem Bauhaus auseinandersetzen können: die anti-akademische Kunstausbildung (Bauhaus Pädagogik aktuell, von Bazon Brock) des Bauhauses daraufhin überprüfen, wie sie für die aktuellen Bildungsherausforderungen adaptiert werden kann und welche Rollen dabei den Künsten und den Medien zukommen soll. Wichtig dabei ist die Internationalität des Bauhauses und seiner Aneignungen (in Japan z.B.)
Die Kurator*innen stellen auch einen expliziten Zusammenhang mit dem Anthropozän her. So heißt es auf der Webseite des HKW: „Heute gilt es, wieder größere Spielräume für kollektives Gestalten im Interesse des Gemeinwohls zu gewinnen. Ein Beispiel für eine positive staatliche Einflussnahme war im Moment der Unabhängigkeitsbestrebungen die Planung einer postkolonialen, demokratischen Universität durch die westnigerianische Regierung, die vom Bauhaus-Architekten Arieh Sharon umgesetzt wurde.“
Was können wir vom Bauhaus lernen?, ist eine zentrale Frage, die sich die Ausstellungsmacher gestellt haben. Von der Ausstellung können wir jedenfalls eine Menge lernen. Einen Tag sollte man sich für die beeindruckende Viefalt der Exponate, die noch bis 10. Juni zu sehen sind, aber Zeit nehmen. In den nächsten Monaten folgen noch zahlreiche Zusatzveranstaltungen.
Thomas Klein
(Beitragsbild: bauhaus imaginista, Ausstellung Kapitel Corresponding With, Japanische Exponate, Copyright: Thomas Klein)