Bilder und Narrative der Transformation – ein Workshop auf dem BNE-Agenda-Kongress 2017
„Es wäre eine qualitativ neue Kulturtechnik, wenn wir unsere aktuellen Handlungsentscheidungen aus der Zukunft ableiten würden. Bisher entscheiden wir wie ein Autofahrer, der seine Fahrweise aus dem Blick in den Rückspiegel ableitet,“ betonte Joachim Borner, der Moderator und Organisator des Workshops in seinen einführenden Worten. Gut 130 interessierte BNE-Akteure – von insgesamt mehr als 800 Teilnehmern des zweiten Agendakongresses Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) am 27. und 28. November 2017 in Berlin – hatten sich eingefunden, um zu erfahren, wie man den Blick nach vorne richten, nämlich Nachhaltigkeits-Narrative der Zukunft entwickeln und sich selber daran erproben kann.
Audiovisuelle Impulse bot zunächst eine Runde von Filme-Machern: Valentin Thurn („Taste the Waste„), Carl-A. Fechner („Power to change – die EnergieRebellion„), Ephraim Broschowski von der Climate Media Factory und schließlich Joachim Borner mit Beispielen von der Internationalen Sommer-Universität. Besonders diese zuletzt gezeigten kürzeren Spots machten deutlich, wie mit einfachen Stilmitteln wie Personalisierung, Perspektivenumkehr oder visueller Montage verblüffende Effekte erzielt werden können.
Erstaunlich war auch, wie anschließend in Tischrunden von ca. 12 Personen innerhalb von 90 Minuten Konzepte für Zukunftsgeschichten entwickelt und auch teilweise bereits realisiert wurden. Seien es zu menschlichen Individuen gewandelte Smartphones, Drehbücher für zukünftige Energieversorgung, Collagen zu einer gerechteren Verteilung von Wohlstand und Armut oder Kurzgeschichten über ein zukünftiges Lernen, das nicht nur inhaltlich, sondern auch in seiner Form den Ansprüchen einer Nachhaltigen Entwicklung gerecht wird.
Zu hoffen bleibt, dass diese in einem Workshop freigesetzte kreative und konstruktive Energie auch den Weg findet in Mut und Möglichkeiten zur Veränderung der Wirklichkeit – und nicht im Raum tröstlicher Utopien verbleibt. Denn dass die soziale und ökologische Wirklichkeit unseres Planeten immer dramatischer wird und entschlossenes Handeln dringend erforderlich macht, das hatte am ersten Tag des Kongresses u.a. bereits Dirk Messner in seiner Keynote herausgestellt.
„Zu dem Sinn und der Fähigkeit, sich mögliche Zukünfte vorzustellen, gehört auch die, sich der Gegenwehr der Interessengruppen in den heutigen Machtstrukturen klar zu werden.“ (Joachim Borner) Wenn auch solche Klarheit durch Narrative und Erzählungen erzielt und in entsprechende Handlungsbereitschaft überführt werden kann, dann sollte Bildung für Nachhaltige Entwicklung Workshops dieser Art ins Zentrum rücken.
Friedrich Hagedorn
Titelfoto: Carla Schulte-Fischedick
Kürzlich las ich folgenden Artikel: http://gruener-journalismus.de/klimagerechtigkeit-und-depressionen-helden-koennen-uns-auch-nicht-retten/ In dem Kommentar wird beschrieben, was Nachteile am Narrativ „Klimahelden“ sein könnten. Was sagt ihr dazu?
Heldengeschichten müssen ja nicht nur auf eine Art und Weise erzählt werden. Ich habe oft den Eindruck, dass damit bspw. Feel Good Movies verbunden werden, in denen die Zuschauer behaglich in die bessere Zukunft gekuschelt werden. Das ist ja nicht so. Es sind auch nicht notwendigerweise Geschichten, die nach der Heldenreise funktionieren. Und selbst wenn es so wäre, müssen Helden wie Frodo in „Herr der Ringe“ metaphorisch gesprochen durchs Feuer gehen, bevor sie ihr Ziel erreichen. Und am Ende kann er an der neuen befriedeten Welt nicht mal teilhaben.
Und wenn ich die Klimaskeptiker mit der Methode Storytelling nicht erreichen kann, spricht das noch nicht gegen die Methode.