Das Potential des Mediums Film nicht verschenken

Am 27. und 28.11.2017 findet im Berlin Congress Center der zweite Agenda Kongress des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) statt, der als „Forum für fachliche Diskussionen und neue Ideen zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“ verstanden wird. Das Partnernetzwerk Medien hatte sich mit einem Workshop beworben.

Leider wurde der Vorschlag nicht ins Programm aufgenommen. Am Dienstag, den 28.11. um 8:30 Uhr wird es einen Sonderworkshop mit dem Titel „Bilder und Narrative der Transformation entwickeln“ geben (Überblick Programm). Dieser Workshop wurde vom BMBF selbst eingebracht. Die Dokumentarfilmregisseure Carl-A. Fechner („Power to Change – Die EnergieRebellion“) und Valentin Thurn („Taste the Waste“ und „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“) sowie Ephraim Broschkowski, Creative Producer bei der Climate Media Factory. Vom Partnernetzwerk Medien dabei ist Dr. Joachim Borner vom Kolleg für Management und Gestaltung nachhaltiger Entwicklung (KMGNE).

Im Text zum Workshop steht: „Vier Filmemacher und Medienpädagogen stellen anhand von Beispielen vor, wie sie Bilder und Narrative für eine Vermittlung von Nachhaltigkeit entwickeln und zeigen das Potential des Mediums Film für das informelle Lernen auf. Die Workshop- Teilnehmenden entwickeln anschließend in einem World Café zusammen mit Inputgebern eigene Erzählansätze und Bilder“ (alle Vorträge und Workshops).

Nun machen Fechner und Thurn ja bekanntlich Dokumentarfilme. Und die sind auch nicht alle gelungen. Fechner versucht in „Power to Change“ zwar Akteure der Entwicklung von Energien der Zukunft in Szene zu setzen, gerät dabei aber (vor allem durch die Musik) in unangemessenes Pathos und in die Ästhetik des Werbefilms. Der Dokumentarfilm hat in der Behandlung unterschiedlicher Themen der Nachhaltigkeit in den letzten mehr als zehn Jahren enormes geleistet. „Strategien und Ästhetiken der Darstellung nachhaltiger Entwicklung im neueren Dokumentarfilm“ finden sich zahlreiche. Es ist nun aber an der Zeit, die Möglichkeiten des fiktionalen Films auszuloten, der doch gerade Visionen bzw. Design Fictions erzählen und ein größeres Publikum als der Dokumentarfilm erreichen kann. Ebenso ließe sich über Verbindungen der beiden großen Gattungen des Films sprechen, die es ja schon in großer Zahl gibt. Man spricht dann von Hyridfilmen.

Es ist zudem einmal mehr bedauerlich, dass prominente Filmregisseure eingeladen werden, diejenigen, die aber gelernt haben, Film zu beurteilen, Filmwissenschaftler oder Kritiker, außen vor bleiben. Klar, die sind nicht so prominent…

Immerhin gibt es Gelegenheit, als Inputgeber im World Café Erzählansätze anzustoßen. Mal sehen.

Thomas Klein

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