Weltaktionsprogramm BNE – nationale Umsetzung nimmt Fahrt auf (ohne Medien?)
Der Begriff Nachhaltigkeit, betonte Ministerialrätin Bettina Schwertfeger in ihrer Begrüßungsansprache zum konstituierende Treffen der Fachforen für die nationale Umsetzung des Weltaktionsprogramms zur Bildung für Nachhaltigkeit am 15. Januar in Berlin, sei inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Sie verwies dabei auf Verlautbarungen der gerade zum 81. Mal gestarteten „Grünen Woche“ sowie auf ein neues Nachhaltigkeitsbarometer der Leuphana Universität Lüneburg im Auftrag von Greenpeace.
Dass proklamierte und „gefühlte“ Nachhaltigkeit nicht unbedingt etwas mit tatsächlich nachhaltigem Handeln zu tun haben müssen, darauf machte allerdings Prof. Gerd de Haan aufmerksam, der weiterhin als wissenschaftlicher Berater für die nationale Plattform BNE tätig ist. Er machte auch deutlich, dass 10 Jahre UN-Dekade Bildung fürnachhaltige Entwicklung zwar viel erreicht und bewegt hätten, dass man von einer nachhaltigen Durchdringung des Bildungssystems aber immer noch weit entfernt sei und sich gerade Bildungsinstitutionen mit Veränderungsprozessen sehr schwer täten. Bildungseinrichtungen, wie etwa die Hochschulen, die ja eigentlich per se auf Zukunft ausgerichtet seien, wären von einer beispielhaft nachhaltigen Zukunftsorientierung oftmals weit entfernt.
Eine gewisse Ernüchterung war dann auch der Diskussion in den sechs vorgegeben Fachforen, im wesentlichen an der formalen Gliederung unseres Bildungssystems ausgerichtet, anzumerken. Gab es zu Beginn der letzten UN-Dekade noch so etwas wie ein von kreativem Überschwang geprägtes Durcheinander, so zeigte sich jetzt eher ein erfahrungsgesättigter Pragmatismus – auch wenn die Ziele weiterhin hoch gesteckt wurden: So solle in 15 Jahren, die langfristige Perspektive des Weltaktionsprogramms (WAP), nachhaltiges Denken und Handeln sich als selbstverständliche Grundlage des gesamten Bildungssystem durchgesetzt haben. In der Ergebnispräsentation für prioritäre Handlungsfelder der Fachforen wurde in Hinblick auf die aktuelle politische Diskussion zudem konstatiert, dass auf Dauer nur eine Bildung für Nachhaltigkeit Freiheit und Sicherheit garantieren könne. Doch dazu bedürfe es wirkunsvoller Narrative und Leitbilder für eine nachhaltige Bildung (die es auch nach 10 Jahren BNE noch nicht gäbe). (Vgl. dazu auch den Beitrag in diesem Blog.)
Erst an dieser Stelle zeigte sich – zumindest implizit – die Bedeutung von Kommunikation und Medien. Die blieben ansonsten, wie auch in der vergangenen UN-Dekade, weitgehend unbeachtet und wurden zumeist eher als Instrumente für eine wirksame Verbreitung von Nachhaltigkeitsthemen ins Spiel gebracht. So etwa zur besseren Einbeziehung von Jugendlichen über soziale Netzwerke oder die Nutzbarmachung von Online-Plattformen für eine partizipative Gestaltung kommunaler Entwicklungsprozesse. Auch existiert neues Portal zur Dokumentation internationaler BNE-„best practice“-Beispiele.
Für die AG Medien, die sich in einem Treffen am 10 Dezember 2015 als „Partnernetzwerk Medien“ des nationalen Aktionsplanes BNE neu konstituiert hat, gibt es also keinen Mangel an Handlungs- und Überzeugungsbedarf. Ein erstes Konzept- und Planungspapier ist in Arbeit und wird hier in Kürze vorgestellt werden.
Eine Dokumentation des konstituierenden Treffens des Fachforen in Berlin sowie der weiteren Schritte sind demnächst auf den Seiten des bmbf zu finden.
Friedrich Hagedorn