Der K3 Kongress 2019 liegt hinter uns

Nahezu parallel zur Sitzung des Klimakabinetts, dem globalen Klimastreik und dem UN-Klimagipfel diskutierten am 24. und 25. September 2019 rund 500 Personen aus Wissenschaft und Praxis in Karlsruhe auf dem K3 Kongress zu Klimawandel, Kommunikation und Gesellschaft über wirkungsvolle Klimakommunikation.

Ein allumfassendes Fazit haben die Veranstalter nicht mitgebracht, aber die folgende Formel dürfte – nach ihren Aussagen – für gelingende Klimakommunikation hilfreich sein: Positive Zukunftsvorstellungen, Werteorientierung, starke Bilder, gute Geschichten und ein Quäntchen Humor.

Aus meiner Sicht, also der eines Teilnehmenden, der in diesem thematischen Umfeld agiert, ist diese Zusammenfassung die Hälfte der Miete. Denn in den Vorträgen – ich denke an Dirk Baecker, Nico Peach, Harald Welzer (Videoaufzeichnungen) und weitere ging es eigentlich gar nicht in erster Linie um Formate, Tonalitäten, Bilder, gute Geschichten sondern um Inhalte in der Klimakommunikation, um Kausalketten, um unterschiedlichste interessengeleitete Zugänge.

Zwei Beispiele. Der Rektor des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) – einer renomierten wissenschaftlichen Einrichtung in Deutschland, die auch in seiner Person wesentliche Politikberatung betreibt – forderte, dass die Wissenschaft mehr zur Akzeptanzbeschaffung für die technologischen Lösungen beitragen müsse. Nun ist Akzeptanzbeschaffung ein anderer Begriff für Manipulation oder Propaganda. Das entgegengesetzte Beispiel kam von einer französischen Wissenschaftlerin, die fragte, ob im Zusammenhang mit der Klimakrise nicht auch die Frage nach den Eigentumsverhältnissen zu stellen sei. Wissenschaftlich, und bezugnehmend auf Pikettys neuer Veröffentlichung. In diesem Zusammenhang kamen in den Pausengesprächen Fragen hoch, die sich an Peter Sloterdijks (der nun gar nichts mit Piketty am Hut hat – wie umgekehrt) Ausruf nach COP 15 in etwa so: „Wer schützt uns vor diesen Regierungen“ anlehnten und fragten, welche Rechte auf Selbstverteidigung hat eine Zivilgesellschaft, die durch das (Nicht)Handeln ihrer Regierungen und gesellschaftlichen Eliten sich in ihrer Existenz, und das ihrer Kinder und Enkel bedroht fühlen? Will sagen, das Inhaltliche in der Klimakommunikation, das gesellschaftlich Relevante der Klimakrise ist der Knackpunkt – oder der Flaschenhals. Wenn sich die Klimakommunikation von Wissenschaft und Journalismus an diesen herantraut, kann sie was wuppen. Dann hat sie Bilder, Geschichten und Metaphern.

Insgesamt 19 Workshops beleuchteten zusätzlich aktuelle Forschungsergebnisse und vermittelten Methoden für die Klimakommunikation, etwa bei der Aufbereitung von Klimaszenarien oder im politischen Alltag. In Angeboten auf dem Spielplatz konnten Teilnehmende beispielsweise ihre Möglichkeiten und Grenzen bei Klimaverhandlungen austesten. Die Morgeneinstimmung und ein Konzertbeitrag machten Klimakommunikation körperlich erlebbar.

Der Kongress hat deutlich gemacht: Das Repertoire an theoretischen und praktischen Zugängen zur Klimakommunikation ist groß, ebenso wie die Herausforderung, bereits erprobtes und neu erlerntes Wissen in den unterschiedlichen klimabezogenen Kontexten anzuwenden.

Text: Joachim Borner

Beitragsfoto: Tatiana Herda Muñoz © DKK, Stephan Roehl

Teile dieses Textes stammen aus dem K3-Newsletter von Dr. Stefanie Trümper vom 15.10.2019.

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1 Kommentar

  1. Friedrich

    Interessanter Beitrag! Wenn ich die Konsequenz daraus richtig deute, lautet sie: Bei der Klimakommunikation müssen wir uns erst einmal entscheiden, worum es (uns) geht, was (uns) wichtig ist (welche Art und Radikalität von Transformation), erst dann lohnt es sich, über Formate und Erzählweisen nachzudenken.

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