Klimawandel als Film-Essay erzählen

Am Dienstag, dem 01.08., hatte ARTE einen Abend diversen Umwelt-Themen gewidmet – mal wieder, auf ARTE ist doch irgendwie Verlass! -, u.a. eine beeindruckende Reportage mit dem Titel „Sand – die neue Umweltzeitbombe“. Besonders bemerkenswert ist allerdings der eher essayistische Versuch „Little Yellow Boots“ des britisch-finnischen Filmemachers John Webster, in einem filmischen Brief an seine erst in den 2060er Jahren geborene Ur-Enkelin die Folgen des Klimawandels und unsere heutige Haltung dazu zu erzählen.

Webster begibt sich dazu auf eine Reise an Orte, die vom Klimawandel besonders betroffen sind (etwa die Marshall-Inseln im Pazifik) oder ihn in besonderer Weise verstärken (etwa die russischen Kohlegruben in Sibirien). Er interviewt Experten, spricht mit „normalen“ Menschen und engagierten Umweltschützern. Dabei geht es ihm nicht um Fakten und Prognosen zum Klimawandel – die werden nebenbei auch eingeflochten -, sondern vor allem um die persönliche Einstellung, um Verantwortung und Handlungsbereitschaft.

Ob dabei die Verknüpfung mit der eigenen Familiengeschichte, vor allem geprägt durch die Verlusterfahrung des frühen Todes seines Vaters, dramaturgisch hilfreich und gelungen ist, sei einmal dahingestellt. Auf jeden Fall ist dieser Beitrag einer der seltenen filmischen Versuche, abseits dystopischer Visionen oder der Dokumentation einzelner Zukunftsprojekte eine globale Zukunftsgeschichte zu erzählen, bei der das persönliche Denken, Empfinden und Handeln ins Zentrum gerückt wird. Immer wieder kombiniert mit einrucksvollen Bildern unserer fragilen Welt und einer noch fiktiven Urenkelin, die in kleinen gelben Stiefeln durch die zukünftige Welt umherirrt.

Obwohl die meisten Gesprächspartner von John Webster, seien es die eher skeptischen Experten oder die eher ratlosen Normalbürger, wenig Mut machen auf eine Bewältigung des Klimawandels, so bemüht sicht der Film doch noch um einen hoffnungsvollen Ausblick. Am Schluss zeigt er die bewegende Ansprache der jungen Dichterin und Mutter Kathy Jatnil-Kijiner von den Marshall-Inseln vor der UN-Vollversammlung 2014 als Beispiel dafür, dass das engagierte Handeln Einzelner viele Menschen zu großen Veränderungen motivieren kann. Gilt das auch für diesen Film?

Mehr zum Filmemacher John Webster

Trailer zum Film „Little Yellow Boots“

 

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