N1: Nachhaltig(keit) – Lernen durch Erzählungen – Start der Konferenzreihe „Narrationen und Erzählformen in der BNE“
Die großen Veränderungen, die der Menschheit ökologisch wie auch sozial ins Haus stehen, werden in Medien, Bildung und Kultur nicht richtig und in ihrer Bedeutung angemessen erzählt. Wie dies in Form neuer Narrative erreicht werden kann, war Thema der Konferenz „N1: Nachhaltig(keit) – Lernen durch Erzählungen“, die am Freitag (8.12.2017) in den Räumen der DEKRA | Hochschule für Medien in Berlin stattfand.
Veranstalter der Tagung mit 85 Teilnehmern waren neben dem Kolleg für Management und Gestaltung nachhaltiger Entwicklung (KMGNE) und der Deutschen UNESCO-Kommission die Fachforen Informelles Lernen und Hochschulbildung sowie die Partnernetzwerke Medien und Kulturelle Bildung des UNESCO-Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung. Die Veranstaltung markierte auch den Start der Konferenzreihe „Narrationen und Erzählformen in der BNE“, die zu den Zielsetzungen des neuen nationalen Aktionsplans BNE vom September 2017 zählt. Das Spektrum der Teilnehmer*innen reichte von Lehrern und Schülern, Hochschuldozenten und -studierenden bis zu Mitgliedern gemeinnütziger Organisationen, Umweltbildungseinrichtungen, Stiftungen etc.
- Bianca Bilgram
- Silke Ramelow
- Joachim Borner ( (Fotos: Laura Rheinfels)
Bei der Nachhaltigen Entwicklung handele es sich um einen Such- und Lernprozess, der immer breitere gesellschaftliche Kreise erreichen solle, erklärte Bianca Bilgram von der Deutschen UNESCO Kommission mit Sitz in Bonn. „Wir wissen zwar, was nicht nachhaltig ist, aber wir wissen nur teilweise, wie gelungene Nachhaltigkeit aussieht“, sagte Bilgram. In den neuen Narrativen einer positiven Nachhaltigkeits-Zukunft müsse auch die Dichotomie von Kultur und Natur überwunden werden.
Wie Joachim Borner, Geschäftsführer des KMGNE erklärte, sollte die Konferenz in Keynote-Vorträgen und parallelen Beteiligungsworkshops inhaltlich-erzählerische Muster von nachhaltigkeitsorientierten Erzählungen und didaktische Anwendungsformate erarbeiten. Die bisherigen Nachhaltigkeits-Narrative seien vor allem deshalb noch zu wenig handlungs- und veränderungsauslösend und gesellschaftlich wirkmächtig, weil sie weder den Möglichkeitsraum der „großen Transformation“ lebensweltlich thematisieren noch das „Transformationsdesign“ für die nachhaltige Entwicklung liefern könnten.
Für Silke Ramelow vom Fachforum Informelles Lernen/Jugend stand der Begriff Narration, weil er „noch nicht wirklich gefüllt ist“, in der Gefahr, in unterschiedlichen Kontexten mit unterschiedlichen Bedeutungen benutzt zu werden. Deshalb sei es vonBedeutung, zu einer „sauberen Analyse“ zu kommen, wie der Terminus in der BNE künftig gebraucht werden solle. Der Aktionsplan biete dafür eine gute Handhabe.
- Roland Zieschank
- Ideenparkplatz Canvas
- Sascha Meinert (Fotos: Laura Rheinfels)
Weitere Inputs kamen von Susanne Moser (Research & Consulting), Ernst Wagner (UNESCO-Lehrstuhl für Kulturelle Bildung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) vom Partnernetzwerk Kulturelle Bildung mit einem Beitrag über bildliche Narrative und Walter Kahlenborn (adelphi research), der auf das erzählerische Potenzial der „Planetarischen Leitplanken“ einging. Thomas Klein (KMGNE) stellte dar, wie „in Medien von Transformationen erzählt wird und wie mit ihnen erzählt werden kann“. Per Skype war aus Norwegen Christian Klöckner vom Projekt CLIMART zugeschaltet, der die Möglichkeiten der künstlerischen Fiktion am Beispiel der „Pollution Pods“ illustrierte. Dabei handet es sich um mehrere begehbare Plastikkuppeln in einem Stadtpark, die Luft aus verschiedenen Städten der Erde enthalten und für die Besucher den unterschiedlichen Grad ihrer Verschmutzung physisch-sensorisch erfahrbar macht.
- Walter Kahlenborn
- Nadja Müller
- Susanne Götze
- Fotos: Laura Rheinfels
Am Nachmittag schlossen sich mehrere Praxis-Workshops an. Themen waren als Beispiel für Inhalte der Narration der „Nationale Wohlfahrtsindex“ (Roland Zieschank), die Medien als Transportkanäle (Journalismus, Susanne Götze; Film und Fernsehen, Thomas Klein, Kathleen Loock) sowie eine Übung über „Wortloses Erzählen“ (Christian Kabuß). Ein weiterer Tagungsblock („Narrationen in die Bildung“) ging der Frage nach, welche Erzählungen für das Lernen in nachhaltiger Entwicklung gebraucht werden. Hier lag der Schwerpunkt darauf, solche Erzählstränge oder Episoden zu entwickeln, die als „gute Erzählungen, gute Bilder, gute Ästhetiken“ dann BNE-Narrative anstoßen, „triggern“ können. Impulse dazu gaben Sascha Meinert (Institut für prospektive Analysen , IPA) und Ernst Wagner, Partnernetzwerk Kulturelle Bildung. Praktische Vertiefungen boten parallele Workshops „Erzählungen im Lernen – Lernen durch Erzählungen“ (Nadja Müller) zum „Modell Transformationszeitung“ (Manfred Ronzheimer und dem „Anthropozän-Projekt“ (Joachim Borner).
- Fotos: Laura Rheinfels
Abschließend wurde die Konferenz in Verlauf und Ergebnissen von dem Journalisten Manfred Ronzheimer und dem Storytelling-Coach Alireza Zokaifar in ihren je-eigenen Narrationsformaten zusammengefasst.
Die Veranstaltung wurde mit Bild und Ton dokumentiert. Das entstandene Material wird auf der Konferenzwebseite publiziert. Hier finden sich bereits die Präsentationen der Vortragenden sowie Fotomaterial. Das KMGNE plant, aus dem dokumentierten Material thematische Lernvideos herzustellen.
Manfred Ronzheimer